Schwibbogen

Erzgebirgischer Schwibbogen aus Metall, ReproduktionWie die Leuchterfiguren oder die Pyramide wurde auch der Schwibbogen zu einem Symbol für weihnachtliche Ware aus dem Erzgebirge. Der Name kommt von einem als „Schwib-“ oder „Schwebebogen“ bekannten architektonischen Bauteil: Ein Bogen, welcher frei zwischen zwei Mauern zu schweben scheint. Als Lichterträger hat er seinen Ursprung in der bergmännischen Tradition. So war es im Erzgebirge üblich, dass sich die Bergleute am 24. Dezember zu gemeinsamer Andacht und zum fröhlichen „Zechenheiligabend“ trafen. Dabei hängten sie ihre brennenden Grubenlampen zur Andeutung des Stolleneingangs im Halbkreis an einer Wand oder direkt am Mundloch des Stollens auf. So ergab sich die Idee und Form eines frei aufstellbaren Lichterbogens mit oben aufgesetzten Kerzen. Unterhalb der Bogenform fand sich Raum für zierende figürliche Darstellungen. Sie werden traditionell in der Weihnachtszeit auf die zur Straßenseite weisenden, inneren Fensterbänke gestellt und bringen den warmen, einladenden Lichterschein in die die dunkle Nacht.

Der vermutlich erste Schwibbogen stammte aus den Händen des Bergschmieds Johann Teller, der ihn um 1726 in Johanngeorgenstadt geschmiedet haben soll. Der älteste erhaltene Schwibbogen datiert aus dem Jahre 1778 und wurde von S.F. Teller hergestellt.

Schwibbogen die mit einem Vorbau versehen sind, sind erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt. Noch bis zum 20. Jahrhundert wurden die Schwibbogen als Unikate hergestellt und als Geschenk des Bergschmieds an die Knappschaften gegeben. Erst danach beginnt die Serienproduktion und der Verkauf in Volkskunstläden, durch die der Schwibbogen populär wurde und Einzug in die Wohnstuben hielt.
Die Darstellungen im Bogenrund sind bei den frühen Schwibbogen von religiösen Themen bestimmt und zeigen neben Adam und Eva häufig Sonne, Mond und Sterne. Anfang des 19. Jahrhunderts tritt eine Veränderung ein, hin zu vornehmlich bergmännischen Motiven.

Weitere Veränderungen vollzogen sich zudem hinsichtlich des Materials, indem anstelle der geschmiedeten jetzt vor allem aus Schwarzblech gestanzte und hölzerne Lichterbogen auf den Markt kamen. Auch die szenische Darstellung weitet sich vom bergmännischen Arbeitsbereich auf das gesamte erzgebirgische Leben und Handwerk aus.

Seine heutige Bekanntheit verdankt der Schwibbogen der „Feieromd Ausstellung“ im Jahre 1937 in Schwarzenberg, für die man als Werbesymbol etwas Typisches aus dem Westerzgebirge suchte und sich für einen Schwibbogen entschied. In diesem Zuge wurde als erster Großschwibbogen der ca. 7×4 Meter große „Schwarzenberger Schwibbogen“ nach einem Entwurf von Paula Jordan von den Schmiedemeistern Curt Teller und Max Adler aus Metall angefertigt. Er ist mit Gaslichtern versehen und zeigt im Bogenrund symbolisch die Geschichte des Erzgebirges. Auch der um 1935 an der Spielwaren-Fachschule in Seiffen nach einem Entwurf von Max Schanz entstandene „Seiffener Schwibbogen“ aus Holz, mit dem Motiv der Seiffener Kirche inmitten verschneiter Häuser, steht wie der „Schwarzenberger Schwibbogen“ motivisch bis heute Pate für zahllose Lichterbogen. Seit 1960 gehören die meist auf den Marktplätzen aufgestellten großen Schwibbogen zum weihnachtlichen Erscheinungsbild vieler Städte und Dörfer im Erzgebirge.