Weihnachtsmann
Die heute wohl weltweit bekannteste Figur des weihnachtlichen Brauchtums ist der Weihnachtsmann. Er taucht erst im 19. Jahrhundert im Zuge der Entwicklung des Weihnachtsfestes zum familienorientierten Bescherfest auf und löst gewissermaßen den Hl. Nikolaus und das Christkind als weihnachtlichen Geschenkebringer ab. Seine Bekanntheit mag wohl sehr schnell gewachsen sein, denn bereits im Grimmschen „Deutschen Wörterbuch“ von 1820 ist „Weihnachtsmann“ als Synonym für „Christkind“ genannt. Für seine Popularität arbeitete mit Sicherheit auch der um 1835 von Heinrich Hoffmann von Fallersleben geschriebene Liedtext „Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben“.
Wie wir den Weihnachtsmann heute kennen, als gutmütigen älteren Mann mit weißem langem Bart, rotem Mantel mit Kapuze, dem Gabensack und manchmal mit einer Rute, ist er der vorläufige Endpunkt einer langen Entwicklungsgeschichte.
Frühe Darstellungen zeigen ihn noch untypisiert. Mitte des 19. Jahrhunderts bekommt der Weihnachtsmann eine neue, vereinheitlichende Gestalt. Es war Moritz von Schwind der 1847 für eine Bildergeschichte im Münchener Bilderbogen das Vorbild für die vom „trendweisenden“ Bürgertum sofort angenommene Figur des Gabenbringers schuf: die Gestalt des „Herrn Winter“. Er hat in der Darstellung einen vollen Bart, ist mit einem langen Kapuzenmantel bekleidet und streift mit einem Weihnachtsbaum durch die Straßen der Stadt.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert lehnen sich die Darstellungen des Weihnachtsmanns immer mehr an das Vorbild des „Herrn Winter“ von Schwind an. In Illustrationen und als Figuren wird er bis um die Jahrhundertwende recht grimmig dreinblickend, in einem langen und weiten, oftmals mit Fell besetzten Kapuzenmantel dargestellt, der braun, lila, grün, schwarz, weiß, blau, orange oder rot ist. Zunächst gehörte auch der mit Lichtern geschmückte Christbaum zu seiner Darstellung. Bald schon bekam er Rute und Gabensack als Requisit und übernahm peu á peu die sowohl belohnenden wie bestrafenden Aufgaben des Nikolaus, die besonders gut in das bürgerliche Erziehungskonzept der Zeit passten. Das Wesen des Weihnachtsmanns ist dabei stets von gütiger und helfender Natur. In dieser Form wird er zu einem Symbol für Weihnachten. Um 1900 setzt sich zudem der rote Kapuzenmantel, als Reminiszenz an den purpurnen Bischofsmantel des Hl. Nikolaus durch und beschließt zunächst die Durchdringung beider Gestalten zu einem „neuen“ Weihnachtsmann.
In den USA gab es durch die europäischen Auswanderer viele nationale Varianten des weihnachtlichen Gabenbringers und seiner Namen, die parallel agierten. Vermengungen von Darstellung und Bräuchen waren abzusehen, die erst nach und nach zu einer ganz neuen Weihnachtsmannversion vereinheitlicht wurden.
Diese wurde als Reminiszenz an den ersten Gabenbringer als „Santa Claus“ bezeichnet, eine Übersetzung von Heiliger (= Santa) NiKoLAUS (= Claus). Er ist durch eine andere Kleidung (kurze Jacke mit breitem Ledergürtel geschlossen, weite Hose die in hohe Stiefel gesteckt wird, separate Mütze) und das Fehlen der bestrafenden Funktion (dadurch auch stets lächelnd dargestellt) leicht vom traditionellen deutschen Weihnachtsmann unterscheidbar. Zur Entwicklung des Santa Claus vom deutschen Vorbild ausgehend trugen vor allem Thomas Nast und Haddon Sundblom bei.