Heiliger Nikolaus

Füllbehälter, Heiliger Nikolaus, Kopf und Hände aus MasseBis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war das Fest des Hl. Nikolaus der profane Höhepunkt der weihnachtlichen Zeit.

Nikolaus wurde in Patara geboren, einer türkischen Hafenstadt in der damaligen Provinz Lycien am ionischen Meer. Myra in Lycien war sein Bischofssitz. Er starb im Jahr 342 n.Chr. oder 347 n. Chr. Bereits im 6. Jahrhundert setzt eine starke Heiligenverehrung in der Ostkirche ein und verbreitete sich im ganzen Morgen- und Abendland. Im Abendland war der Nikolauskult erst ab dem 10. Jahrhundert breit verankert und auch in Deutschland begann vom Rheinland ausgehend die Nikolausverehrung. Aber erst die Kreuzzugsbewegung, Nikolaus-Wallfahrten und sein Nothelferpatronat begründeten seine universale Verehrung seit dem 11. Jahrhundert, durch die sich auch ein breitgefächertes Brauchwesen entwickelte.

Das Leben des Heiligen Nikolaus ist schwer zu fassen, denn die Hagiographie verbindet und vermengt mit seiner Gestalt historische Einzelheiten aus dem Leben auch anderer gleichnamiger Heiliger. So z.B. auch mit dem des Abtes Nikolaus vom Kloster Sion bei Myra, dem späteren Bischof von Pinara, der am 10.12.564 n. Chr. gestorben ist. Einige Patronate des Hl. Nikolaus, wie auch bestimmte Bräuche, sind mit Episoden aus den vielen Legenden, die sich um sein Leben ranken, verbunden

Postkarte 1975, Gruß vom NikolausSein „Amt“ als Gabenbringer für Kinder resultiert ebenfalls aus seiner Vita: Er soll drei ermordete Knaben wieder zum Leben erweckt haben, wodurch er zum allgemeinen Freund und Beschützer aller Kinder wurde. Auch soll er drei Jungfrauen durch anonyme Geldgeschenke vor Schande bewahrt haben. Das macht ihn zum Bescherer.

So wurde er zum ersten Gabenbringer in der Weihnachtszeit, lange bevor das Christkind oder gar der Weihnachtsmann auftauchten.

Brauchtümlich beschenkt er an seinem Heiligentag, dem 6.12., die Kinder. Dabei tritt der Gabenbringer stets im Bischofsornat mit Mitra und Bischofsstab auf, seine Gewandfarbe ist purpur oder weiß mit gold. Eines seiner Attribute, ein Buch, wird oft als „Buch des Wissens“ für die Befragung der Kinder genutzt. Für den Transport der Geschenke hat er zumeist einen Sack, den ein Helfer, z.B. der Pelznickl trägt. Vorläufer dieses Schenkbrauches sind in mittelalterlichen Bischofsspielen zu sehen, bei denen die Nikolaus-Legenden nachgespielt wurden. Oblate, Nikolaus mit KrampusDaraus entwickelte sich zunächst der Brauch, dass vor Weihnachten ein verkleideter Schüler als Heiliger Nikolaus an mittelalterlichen Klosterschulen als Kinderbischof (episcopus puerorum) einkehrte, die Mitschüler befragte und sie dann mit Äpfeln, Nüssen und Zuckerzeug beschenkte. In jüngerer Zeit wird der Gabenbringer von Erwachsenen dargestellt.
Obgleich die Reformation den Heiligentag in seiner Bedeutung zurückdrängte und der damit einhergehende Schenkbrauch auf Weihnachten „verlegt“ wurde, so wird bis heute „die kleine Bescherung“ im Angedenken an den Heiligen in vorwiegend katholischen Gebieten noch immer begangen. Sehr populär ist in Deutschland auch der Brauch, am Vorabend des Nikolaustags leere Schuhe vor der Türe aufzustellen, die „vom Heiligen heimlich befüllt werden“. So wurde auch der (rote) Stiefel als Füllbehälter für Nikolausgaben sehr beliebt.

In Zusammenhang mit dem Beschenken kennt man auch in Deutschland eine Version, die jedoch vornehmlich in den angelsächsischen Sprachgebieten praktiziert wird. Basis dafür ist die Legendenvariation in der der Heilige die Geldgeschenke für die drei Jungfrauen vom Dach ins Zimmer hat fallen lässt – man denkt sogleich an einen Schornstein. Darum hängen die Kinder in Erwartung der Geschenke am Vorabend Strümpfe an den Kamin, die dann die „herabfallenden“ Gaben auffangen.

Von der Bezeichnung des Heiligen als „episcopus speculator“ rührt auch der Name eines gerade um die Weihnachtszeit sehr beliebten Gebäcks, da der Heilige (auf einem Esel oder Pferd reitend) darauf häufig dargestellt war: der Spekulatius.